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3. Wie kommen wir zu varroatoleranten Bienen?

  

Wollen wir Imker zu varroatoleranten Bienen gelangen, müssen wir Völker, die durch eine ungünstige Befallsentwicklung auffallen, an der Weitergabe ihrer Gene hindern. Die Natur würde die Weitergabe der unvorteilhaften Gene durch Sterben lassen der betreffenden Völker gnadenlos erledigen.

Aus mehreren Gründen werden wir Imker diesen erbarmungslosen Weg nicht gehen wollen bzw. können. Bedenken wir nur, dass bei der allgemein üblichen konzentrierten Völkeraufstellung mit großer Wahrscheinlichkeit auch Völker mit vorteilhaften Genen durch den Varroadruck in die Knie gezwungen würden.

Wir müssen uns daher etwas anderes überlegen.

 

Was ist die einfachste Befallskontrolle?

Zur Entscheidung, welche Völker an der Weitergabe ihrer Gene gehindert werden sollen, benötigen wir eine Befallskontrolle. Die einfachste, schnellste und für die Bienen mit geringster Beeinträchtigung verbundene Möglichkeit zur Befallskontrolle ist die Auswertung des natürlichen Milbenabfalls auf der Windel. Diese Kontrollmöglichkeit ist in der Ameisenfreien Zeit (Winter, zeitiges Frühjahr) auch hinreichend zuverlässig.

 

Durch die Windelkontrolle im Winter können Völker mit überdurchschnittlichem Milbenbefall zur Umweiselung vorgemerkt bzw. an der Drohnenproduktion gehindert werden.

 

Soll eine Winterbehandlung ausgeführt werden?

Grundsätzlich sollen die Völker gezwungen werden, sich mit der Varroamilbe auseinander zusetzen. Eine pauschale Winterbehandlung aller Völker würde diesem Ziel zuwider laufen.

 

Folgende Fälle sind jedoch bei der Entscheidung zur Winterbehandlung zu unterscheiden:

  • 1. Der Befall bei allen Völkern eines Standes ist so niedrig, dass bis zur nächsten Sommerbehandlung kein Milbeninvasionsdruck für andere Völker zu befürchten ist.
  •     ⇒ Es wird überhaupt keine Winterbehandlung ausgeführt.
  • 2. Der Befall bei einigen Völkern eines Standes ist so hoch, dass ein Milbeninvasionsdruck für andere Völker bis zur nächsten Sommerbehandlung zu befürchten ist.
  •     ⇒ Die Völker mit zu hohem Befall werden im Winter behandelt.
  • 3. Der Befall bei allen Völkern eines Standes ist so hoch, dass ein Milbeninvasionsdruck für andere Völker bis zur nächsten Sommerbehandlung zu befürchten ist.
  •     ⇒ Alle Völker erhalten eine Winterbehandlung.

In allen drei Fällen werden nur Völker mit unterdurchschnittlichem Milbenbefall zur Nachzucht bzw. Drohnenproduktion zugelassen.

 

Ist eine Bekämpfung der Varroamilbe notwendig?

Da wir noch keine varroatoleranten Bienenvölker haben und Zusammenbrüche von Völkern aus oben genannten Gründen vermeiden wollen bzw. müssen, kann natürlich zunächst nicht auf die Bekämpfung der Varroamilbe verzichtet werden.

 

Welche Anforderungen werden hier an ein Varroabekämpfungsverfahren gestellt?

  • a) Die Varroabekämpfung sollte allen Völkern nahezu identische Möglichkeiten zur Entmilbung bieten. Schließlich sollte ein unterschiedlicher Milbenbefall bei der Nachzuchtselektion nicht auf eine unterschiedliche Wirksamkeit der Varroabekämpfungsmaßnahmen zurückzuführen sein, sondern nur auf eine bessere oder schlechtere Varroafestigkeit der einzelnen Bienenvölker.
  • b) Die Bekämpfung soll den Varroamilben keine Chance zur Ausbildung von resistenten Milbenstämmen geben. Chemische Varroa-Bekämpfungsmaßnahmen scheiden daher mit dieser Forderung aus.

 

Welches Bekämpfungsverfahren bietet nahezu identische Entmilbungsmöglichkeiten für alle Völker?

Das unter dem Menüpunkt "Varroa" beschriebene Halbzargen-Fangwabenverfahren kommt ohne jeglichen Chemieeinsatz aus. Die Varroapopulation wird unmittelbar vor der Winterbienenaufzucht stark reduziert. Mit der Entmilbung muss nicht wie bei chemischen Bekämpfungsmaßnahmen bis zur letzten Abschleuderung gewartet werden.

Da während der Behandlung keine Bienen entnommen werden (je nach Alter sind diese unterschiedlich stark mit Milben befallen) bietet das Verfahren sehr homogene Entmilbungsmöglichkeiten für weiselrichtige Bienenvölker.

 

Welchen Nutzen hat das gewählte Varroa-Bekämpfungsverfahren zur Zuchtauswahl?

Im Dezember per Windelkontrolle festgestellte Milbenbefallsunterschiede liefern Hinweise auf Völker mit besserer bzw. schlechterer Varroafestigkeit.

 

Eine bessere Varroafestigkeit kann sich beispielsweise bereits durch ein frühzeitiges Einstellen der Bruttätigkeit ergeben. Sollten Völker sogar mit Varroamilben befallene Brutzellen teilweise erkennen und ausräumen, wird dies natürlich ebenfalls zu einem geringeren Milbenbefall führen.

 

Wer nach dem Halbzargen-Fangwabenverfahren die einfache Milbenbefallskontrolle auf der Winterwindel ausführt, erhält nützliche Hinweise auf Völker, die für die weitere Nachzucht geeignet sind. Gleichzeitig werden auch Völker aufgedeckt, die an der Drohnenproduktion gehindert bzw. umgeweiselt werden sollten.

 

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